Der sich gegenwärtig auf 22 Fenster im Chor, Querhaus und vier Fenstern des Langhauses verteilende Bestand zeigt Szenen aus dem Leben und der Passion Christi, der Vita Mariens, sowie heilsgeschichtliche Motive und Darstellungen von Heiligen und ihren Legenden, darunter beispielsweise die Dompatrone Nikolaus und Bartholomäus. Der heute entstehende Eindruck einer geschlossen-einheitlichen Verglasung ist auf die intensive Restaurierungskampagne des Königlichen Instituts für Glasmalerei zu Berlin in den Jahren 1887–1905 zurückzuführen. Die mittelalterlichen Reste der damals bereits lückenhaft gewordenen und in ihrer Abfolge veränderten Fenster wurden durch neu angefertigte Scherben und Glasfelder ergänzt und in verdichteter Konzentration in der östlichen Architektur zusammengeführt. Einzelne Motive des mittelalterlichen Bildprogramms lassen auf einen durchaus größeren Bestand schließen, der vermutlich alle Fensteröffnungen des Baus umfasste und sogar weitere Fenster mit figürlicher Glasmalerei einschloss.
In der neu erschienenen Publikation “Schatz aus Glas” widmet sich Maria Deiters (CVMA Potsdam) in einem Beitrag der Verglasungssgeschichte des Domes und der motivischen Erschließung der Glasmalereien unter Berücksichtigung der verschiedenen auszumachenden Werkstätten und deren Bezüge zur mittel- und norddeutschen Kunst, u. a. in Halberstadt, Lübeck oder Lüneburg (Die Glasmalereien des Stendaler Doms – Kunsthistorische Einordnung, S. 94–101). Aktuelle Fotografien der Kirche und ihrer farbenprächtigen Glasgemälde fertigte Holger Kupfer (CVMA Potsdam) für die Veröffentlichung an.
Reinhard Creutzburg / Markus Schütte / Peter Rogge: Schatz aus Glas. Die Glasmalereifenster im Dom St. Nikolaus zu Stendal, hrsg. von der Evangelischen Stadtgemeinde Stendal, Stendal 2024, ISBN 978-3-00-078170-4, 25,00 EUR