In der italienischen Renaissance und unter den Humanisten nördlich der Alpen erfreut sich der antike Roman "Der goldene Esel" von Apuleius einer außenordentlichen Beliebtheit, insbesondere die in ihm enthaltene Erzählung von Amor und Psyche, eine vieldeutige Liebesgeschichte voller grotesker Einfälle und überraschender Wendungen. Das Glasgemälde in Bamberg stellt eine Szene aus dieser Erzählung dar: Es zeigt Psyche, die an Zerberus, dem dreiköpfigen Wächter am Eingang zur Unterwelt, vorbeigelangen muss, um dort Proserpina aufsuchen zu können. Zerberus lässt sich mit einem Stück süßer Polenta bestechen. Was geschieht davor, was danach? Es spricht einiges dafür, dass das Glasgemälde Teil eines ganzen Amor-Psyche-Zyklus gewesen ist, der sich zweifelsfrei nach Nürnberg lokalisieren lässt.
Uwe Gast, Polenta für Zerberus – Zu einem Glasgemälde in Bamberg und seinem ursprünglichen Kontext,
in: corpusvitrearum.de, 31.05.2021