← zurück zum Standort Nürnberg, Pilgerspitalkirche St. Martha
Chor, Fenster n II (Groß-Fenster), Gesamtansicht
Gesamtansicht
Erhaltungsschema

Beschreibung
Das Fenster ist eine Stiftung des ratsfähigen Nürnberger Geschlechts der Groß. Die Allianz Groß/Groland im Feld 1a weist auf den 1408 verstorbenen Ratsherrn Philipp IV. Groß, der mit einer Groland verheiratet war, die Allianz Groß/Pütrich/N.N. im Feld 1c auf dessen Onkel Peter Groß († 1403). Da keiner der beiden mit Nachkommen gesegnet war, darf die Stiftung wohl diesen selbst zugewiesen werden. Das verlorene Wappen des Mittelfeldes 1b, in dem heute die nicht hierher gehörende Figur des Hl. Johannes des Täufers zu sehen ist, könnte ursprünglich den bereits verstorbenen Vater Philipps und Bruder Peters, Konrad III. Groß († zwischen 1368 und 1377), vertreten haben.
Das Groß-Fenster ist der Menschwerdung und Kindheit Christi gewidmet. Jede einzelne der insgesamt fünf, jeweils auf die Bahnen a und b ausgedehnten neutestamentlichen Szenen wird, gewissermaßen in einer verkürzten Typologie, in der Bahn c von einer Gestalt des Alten Bundes begleitet, deren Prophezeiung auf das heilsgeschichtliche Ereignis vorausweist. Die betreffende Textstelle wird stets auf einer Inschrifttafel im Feld darunter in abgekürzter oder leicht abgewandelter Form zitiert.
Die Erzählung beginnt oben mit der Verkündigung an Maria (6a/b), begleitet von Ezechiel (6c), darunter die Geburt Christi (5a/b), flankiert von Isaias (5c), es folgen die Beschneidung Christi mit Moses (4a/b und 4c), die Anbetung der Könige mit König David (3a/b und 3c) und schließlich die – in der linken Bahn gestörte – Darbringung Christi im Tempel (2a/b), wobei hier in der rechten Bahn anstelle eines alttestamentlichen Propheten der zum festen Bestand der Darbringungsszene zählende greise Seher Simeon erscheint (2c; dem entsprechend fehlt hier auch der vorausweisende alttestamentliche Bibeltext).
Das gesamte Fenster wird von einem umlaufenden Schriftband gerahmt. In separat eingebleiten, teils durch Schwarzlotverluste nur mehr schwer lesbaren großen gotischen Majuskeln gelb auf rotem Grund umfängt der Text den Fensterspiegel in der breiten Rahmenbordüre. Er nennt zum einen die Namen der jeweils im benachbarten Feld dargestellten Figuren, die entweder zur Handlung gehören oder als alttestamentliche Glaubenszeugen auf sie verweisen, nämlich den Erzengel Gabriel der Verkündigung (6a), die Propheten Ezechiel (6c) und Isaias (5c), sodann Moses (4c) und König David (3c) sowie Simeon (2c). Er verweist zum anderen in den Feldern 2–5a – in 2a gestört durch die hier eingefügte, nicht zugehörige Figur der Hl. Martha – als stark verkürztes Zitat aus Psalter 71,10 auf die Anbetung der Könige aus dem Morgenlande (den fernen Ländern Tarsis, Saba und Scheba).
Nürnberg, um 1385/90.
Einzelfelder und Scheibengruppen: