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Chor, Fenster s II (Stromer-Fenster), Gesamtansicht

Gesamtansicht

                                            

Erhaltungsschema

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Beschreibung

Das Fenster ist durch das Wappen im Feld 1c und durch die Renovierungsinschrift Friderich Strömer verneudt 1578 im Feld 2b als Stiftung des altehrwürdigen, dem Nürnberger Vorpatriziat zugehörigen Geschlechts der Stromer ausgewiesen. Doch ohne das ehemalige, durch eine Scheibe von 1613 ersetzte Wappen im Feld 1a und auch ohne Beischilde lässt sich über den konkret in die Stiftung involvierten Personenkreis der im 14. Jahrhundert bereits weit verzweigten Familie Stromer leider nichts Sicheres aussagen. Mit Blick auf die engen verwandtschaftlichen Verflechtungen aller Familien, die als Fensterstifter in der Kirche St. Martha in Erscheinung treten, kämen in erster Linie Andreas I. Stromer († 1393) und seine Gemahlin Anna Koler-Forstmeister und/oder Peter I. Stromer († 1388, verheiratet 1. mit Sieglinde Ebner, 2. mit Margarete Koler-Forstmeister) als Stifter in Betracht.

Das Fenster schildert die Leidensgeschichte des Herrn in sechs ausgewählten Ereignissen, die – mit Ausnahme der Grablegung Christi (1b) – jeweils über alle drei Felder einer Zeile ausgebreitet sind.

Die Erzählung beginnt oben mit dem Gebet Christi am Ölberg (6a–c). Darauf folgen Judaskuss und Gefangennahme Christi, ergänzt um die Episode, da Petrus gegen den Diener des Hohenpriesters das Schwert erhebt (5a–c). Unter Verzicht auf jegliche Verhörszene schließt sich darunter die Geißelung Christi an, die hier immerhin im Beisein des gekrönten Richters (Pilatus) vollzogen wird (4a–c). Es folgen die miteinander kombinierten Szenen von Verspottung und Dornenkrönung Christi durch die römischen Soldaten (3a–c). Am Ende der bahnübergreifenden Szenen steht die Kreuzigung Christi, die hier als mehrfiguriges Bild dargestellt ist (2a–c): mit Maria, Maria Magdalena und Johannes Ev., dem blinden Longinus, der mit der Lanze die Seite des Gekreuzigten durchbohrt, sowie einem Juden und einem Soldaten, in dem man aufgrund des Zeigegestus den Guten Hauptmann vermuten darf. Die um das Kreuz schwebenden Engel, die das Blut des Erlösers in ihren Kelchen auffangen, weisen an dieser zentralen Stelle der Heilsgeschichte nochmals auf das eucharistische Bildprogramm des Chorachsenfensters zurück. In der gestörten untersten Zeile ist mittig als dicht gedrängte Figurengruppe die Grablegung Christi dargestellt (1b), rechts flankiert von dem Wappen Stromer (1c), das wohl ein entsprechendes Gegenstück besaß (ehemals 1a).

Nürnberg, um 1385/90.

Scheibengruppen und Einzelscheiben:

6a–c: Gebet am Ölberg

5a–c: Gefangennahme Christi

4a–c: Geißelung Christi

3a–c: Dornenkrönung Christi

2a–c: Kreuzigung Christi

1a: Wappen Starck mit Beischilden, 1613

1b: Grablegung Christi

1c: Wappen Stromer