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Chor, Fenster s III (Behaim-Fenster), Gesamtansicht
Gesamtansicht
Erhaltungsschema

Beschreibung
Noch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts sind im Chorfenster süd III die Allianzwappen Behaim/Muffel/Pfinzing, Behaim/Tucher und Behaim/Geuder/Volckamer überliefert1, sodass das Fenster eine Stiftung der Familie Behaim gewesen sein muss. Von diesen Allianzwappen lässt sich einstweilen aber nur eines mit einem potentiellen Fensterstifter verbinden, und zwar mit Kraft Behaim (1326–1406), der in erster Ehe mit Elisabeth Geuder und in zweiter Ehe mit Margarete Volckamer († 1393) verheiratet war. Bereits um die Mitte des 19. Jahrhunderts hat dann Georg Eberlein in der Stifterzone die heute noch dort befindlichen, freilich nicht zugehörigen, stilistisch jüngeren Scheiben eines Hl. Franziskus mit Stifterfiguren von Vater und Sohn und dem Wappen der Nürnberger Familie Teufel (1a) sowie einer Strahlenkranzmadonna (1b), beide im 1. Viertel des 15. Jahrhunderts entstanden, abgemalt. Dieselbe Situation überliefert schon eine Planzeichnung der Fenster von 1826 im Archiv der Evangelischen Landeskirche Bayerns in Nürnberg. Die Scheibe rechts mit der Figur der Hl. Katharina (1c) ist eine Schöpfung der Restaurierungswerkstatt van Treeck von 1910.
Das Bildprogramm des an die Passion Christi (Fenster s II) anschließenden Chorfensters süd III ist in fünf Zeilen den Ereignissen nach der Kreuzigung gewidmet. Es zeigt in Zeile 6 die Höllenfahrt Christi (6b/c), eingeleitet durch die äußerst selten dargestellte apokryphe Schilderung des guten Schächers auf dem Weg ins Paradies (6a). Die Zeile darunter vereinigt drei Episoden rund um das zentrale Ereignis des Ostermorgens: im Zentrum die Auferstehung Christi selbst (5b), flankiert von Petrus und Johannes auf dem Weg zum Grab (5a) und der Erscheinung des Auferstandenen vor Magdalena, dem Noli me tangere (5c). Die drei folgenden Zeilen 4–2 widmen sich, nun über alle drei Bahnen ausgebreitet, den zentralen Begebenheiten der Himmelfahrt Christi (4a–c), der Ausgießung des Heiligen Geistes am Pfingsttag (3a–c) und dem Tod der Gottesmutter Maria im Beisein aller zwölf Apostel (2a–c). Anstelle der im 19. Jahrhundert versetzten späteren Scheiben mit Heiligen und Stiftern aus dem 1. Viertel des 15. Jahrhunderts saßen, wie erwähnt, aller Wahrscheinlichkeit nach drei große Behaim-Wappen mit den jeweils zugehörigen Beischilden.
Nürnberg, um 1385/90.
Einzelscheiben und Scheibengruppen:
6a: Der gute Schächer auf dem Weg ins Paradies
5a: Petrus und Johannes eilen zum Grab
- Johann J. Carbach, Nürnbergisches Zion [...], Nürnberg 1733, S. 124.»