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Chor, Fenster s III (Behaim-Fenster), Hl. Franziskus mit knienden Stiftern (s III, 1a)
Detailansicht
Erhaltungsschema

Beschreibung
Zusammen mit der benachbarten Strahlenkranzmadonna (1b) ist die Scheibe bereits auf dem Plan der Chorfenster von 1826 an dieser Stelle vermerkt. Zu welchem Zeitpunkt und von woher sie als Ersatz für die verlorene Stifterzeile des Chorfensters süd III hier eingesetzt worden sind, ist nicht mehr sicher nachzuweisen. Stil, Rahmung und Ornamentik belegen indessen den Zusammenhang mit den Restscheiben aus den Südseitenfenstern des Langhaus-Obergadens, die noch im frühen 20. Jahrhundert auf alten Aufnahmen dort nachgewiesen sind und anschließend als Lückenfüller unter anderem ins Marthafenster (Fenster s VI) übertragen wurden. Die vorliegenden Felder 1a und 1b könnten ursprünglich in einem der drei Fenster der gegenüberliegenden Nordseite gesessen haben, wo der Plan von 1826 allerdings nur noch die Wappen der Pfinzing, Koler und Imhoff verzeichnet. Angesichts der Feldmaße wäre indessen auch die Herkunft aus einem der Seitenschifffenster zu erwägen.
Inschrift: Auf dem Spruchband des knienden Stifters in gotischer Minuskel die Fürbitte: Ora ٠ p(ro) me ٠ s ٠ fra(n)ciscu(s).
Die Komposition der beiden zu Füßen des Hl. Franziskus knienden Stifterfiguren ist – ungeachtet des auf die Anbetung des Ordensgründers bezogenen Spruchbandes – durch die Wendung nach rechts auf die benachbarte Darstellung der Strahlenkranzmadonna hin ausgerichtet. Der Heilige erscheint im schlichten Habit des Franziskanerordens mit dem Gürtelstrick und präsentiert mit erhobenen Händen die empfangenen Stigmata, wobei die Seitenwunde wie üblich durch einen elliptischen Schnitt im Ordenskleid gezeigt ist. Die männliche Stifterfigur mit dem Wappen Teufel repräsentiert durch das nach burgundischer Mode geschnittene lange, um die Hüfte gegürtete Gewand mit den weiten Flügelärmeln, am Bund mit Pelz besetzt, und die Gugel als Kopfbedeckung ihren vornehmen Stand als Mitglied eines der seinerzeit bedeutendsten Geschlechter der Reichsstadt – ein Sachverhalt, der auch durch den ebenso modischen kurzen roten Rock und den Cape-artigen Umhang des Knaben zur Schau gestellt wird.
Wer sich hinter dieser selbstbewussten Inszenierung verbirgt, ist ohne das verlorene Gegenstück der Ehefrau nicht zu klären, da die Familie bereits im 13. Jahrhundert in gehobenen Positionen nachgewiesen ist und in Nürnberg immer die Möglichkeit eines Gedächtnisses für die Vorfahren, auch in effigie, besteht. Mit Blick auf die mutmaßliche Entstehungszeit der Scheibe käme als Fensterstifter vorzugsweise Hans Teufel der Ältere († 1441) in Betracht. Hans war seit 1396 mit Kunigunde Pirckheimer verheiratet und saß seit 1401 bis zu seinem Lebensende ununterbrochen 40 Jahre im Rat. Sein Sohn Hans der Jüngere, der im Testament von 1440 als außer Landes befindlich erwähnt wird, dürfte um 1410/20 in ebenjenem jugendlichen Alter gewesen sein, in dem der Jüngling wiedergegeben ist.
Die Proportionierung der Figuren weist ebenso wie die modische Kleidung auf ein fortgeschrittenes Stadium der Nürnberger Großproduktion um 1400, was sich auch im stoffreichen Weichen Stil der Gewandbehandlung an der zugehörigen Strahlenkranzmadonna im Feld 1b sowie an weiteren weiblichen Heiligenfiguren derselben Machart aus dem Langhaus-Obergaden (heute Fenster s VI) festmachen lässt.
Nürnberg, um 1420.