← zurück zum Standort Eriskirch, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt

Chor, Fenster n II (ehemals I) (Stifterinnen, Stifter und Heilige), Stifterinnen und Stifter des Hauses Montfort-Tettnang in einer Gewölbehalle mit Halbfiguren der Hll. Dorothea und Barbara (n II [ehemals I], 1/2a/b)

Detailansicht

Erhaltungsschema

Legende einklappen
Legende ausklappen
Legende zum Erhaltungsschema

Beschreibung

Die Identifizierung der dargestellten Stifterinnen und Stifter aus der Familie der Grafen von Montfort-Tettnang ist durch die zweigeteilte, je dreizeilige Sockelinschrift gesichert. In Feld 1a (teilweise nach Befund ergänzt): domina kun(i)gund ‹et domina› / clara de ‹montfort› religi[osa] / ‹d(omi)na› kun(i)gunt ‹de werden›[berg]; in Feld 1b: comes Ru(o)dolfus comes hug[o] comes wilhelm(us) et hainri[cus] omnes isti sunt filiy hainri[ci].

Im linken unteren Feld sind laut Inschrift mit Kunigunde und Klara vermutlich zwei Töchter des 1408 verstorbenen Grafen Heinrich IV. von Montfort-Tettnang sowie Kunigunde von Werdenberg-Heiligenberg zu Bludenz dargestellt, welch Letzterer das erneuerte Wappen – in Silber eine schwarze Kirchenfahne – gehört. Im rechten Feld sind hinter dem Vollwappen Montfort – der Schild zeigt in Silber eine rote Kirchenfahne – drei Söhne Graf Heinrichs IV. zu sehen, vermutlich Rudolf VI. († 1425), Heinrich V. († 1396) und Wilhelm V. († 1439), da der inschriftlich an zweiter Stelle genannte Hugo bereits im Alter von fünf Jahren gestorben war. Der an dritter Stelle genannte Wilhelm war seit 1404 mit Kunigunde von Werdenberg-Heiligenberg verheiratet und hatte nach dem Tod des Vaters 1408 die Herrschaft übernommen1. Die als religiosa bezeichnete Klara – eher eine Tochter Heinrichs IV. als Heinrichs V. – ist seit 1419 als Chorfrau und seit 1426/27 als Äbtissin im adeligen Damenstift Buchau belegt2.

Die Stifterfamilie, innerhalb der die Frauen an heraldisch höherrangiger Position unterhalb der Madonna (3a) erscheinen, ist in einem Gewölberaum versammelt, dessen vorderer Rundbogen von Atlantenfigürchen über Rundsäulen getragen wird. Das Bittgesuch der kniend in betender Haltung Dargestellten richtet sich weniger an die im Obergeschoss in Halbfigur erscheinenden Heiligen – links Dorothea mit einem Blumenkörbchen und rechts Barbara(?), deren individuelles Attribut weitgehend erneuert ist und ursprünglich einen Kelch dargestellt haben könnte – als vielmehr, wie im Fall des verstorbenen Grafen Heinrich IV. im Feld 3b, an die Madonna im Strahlenkranz als Vermittlerin zum göttlichen Vater im Feld 3a.

Die Inschrift nach Psalm 78,9 auf dem Lünettenbogen der Gewölbearchitektur ist als Fürbitte der Stifterinnen und Stifter zu lesen: adiu[v]a nos deus salutaris noster / et propter gloriam nominis (Hilf uns, unser Gott des Heils, um der Herrlichkeit deines Namens willen). In einem vergleichbaren Zusammenhang erscheint derselbe Vers auf den Flügelaußenseiten des Palant-Retabels aus Linnich (Köln, um 1435), wo er in einer Darstellung der Errettung der Armen Seelen aus dem Fegefeuer dem Stifter Werner II. Palant und dessen Frau Alveradis von Engelsdorf zugeordnet ist (Aachen, Suermondt-Ludwig-Museum, Inv. Nr. GK 0308)3.

Zugehörige Aufnahmen im Bildarchiv

  1. Karl H. Burmeister, Art. „Montfort“, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 18, Berlin 1997, S. 51–54, hier S. 53.»
  2. Bernhard Theil, Das (freiweltliche) Damenstift Buchau am Federsee (Germania Sacra N. F. 32, Das Bistum Konstanz 4), Berlin/New York 1994, S. 226f., 249. In Berufung auf Otto K. Roller, Grafen von Montfort und Werdenberg, in: Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte, Bd. 1: Hoher Adel, Zürich 1900–1908, S. 145–234, hier S. 173f., Nr. 61, sieht Theil in Klara von Montfort eine Tochter von Heinrich V. und Anna Truchseß von Waldburg. Noch 1899 hatte Roller Klara von Montfort aber als Tochter von Heinrich IV. und Klara von Ellerbach bezeichnet; Otto [K.] Roller, Stammtafel der Grafen von Montfort bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts, in: Mitteilungen der Badischen Historischen Kommission Nr. 21, 1899, S. m7–m56, hier S. m46, Nr. 63. Sein Hinweis, dass Klara von Montfort möglicherweise nach ihrer Mutter benannt worden sein könnte, ist immer noch bedenkenswert, so wie es wahrscheinlich ist, dass – unter Federführung von Wilhelm V. und dessen Frau Kunigunde sowie von Klara von Montfort(?) – ausschließlich Kinder Heinrichs IV. als Stifterinnen und Stifter des Fensters fungierten.»
  3. Svea Janzen, in: Spätgotik. Aufbruch in die Neuzeit, Ausst.-Kat. Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie, Berlin 2021, S. 36–40, Nr. 5–7.»