Hannover, Marktkirche St. Georgii und Jacobi
Einführung zum Standort
Die den Heiligen Georg und Jakobus dem Älteren geweihte Marktkirche in Hannover ist ein dreischiffiger, fünfjochiger Hallenbau mit einem Westturm, einem Hauptchor und zwei Nebenchören, der um 1330 begonnen wurde und mit der Errichtung des Dachstuhls im Jahr 1388 im Wesentlichen vollendet war. Sämtliche Reste seiner mittelalterlichen Farbverglasung sind heute in zwei Fenstern des Hauptchors vereint (I, s II).
Literatur:
Elena Kosina, Die mittelalterlichen Glasmalereien in Niedersachsen ohne Lüneburg und die Heideklöster, unter Verwendung von Vorarbeiten von Ulf-Dietrich Korn (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland VII,1), Berlin 2017, S. 229–256, Abb. 149–181
Chor
Im Achsenfenster (I) befinden sich drei jeweils auf eine Bahn verteilte Heiligenlegenden aus dem dritten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts, die dem Hl. Georg (in der linken Fensterbahn), dem Hl. Mauritius (in der mittleren Fensterbahn) und einem nicht identifizierten Heiligen (in der rechten Fensterbahn) gewidmet sind. Im südlichen Chorfenster (s II) sind die Reste von insgesamt fünf Stand- bzw. Halbfiguren von Heiligen aus der Zeit um 1420/30 eingesetzt, teilweise ergänzt im Rahmen der Restaurierung des späten 19. Jahrhunderts. Im nördlichen Chorfenster befindet sich eine Kopie der Kreuztragung Christi aus der Stadtpfarrkirche zu Northeim, ausgeführt von der Glasmalereifirma Henning & Andres in den 1880er-Jahren.
Stilistisch sind sowohl die Heiligenlegenden im Achsenfenster als auch die großen Standfiguren im Chorfenster süd II einer regionalen Ausprägung des internationalen Weichen Stils verpflichtet, auch wenn das Formenvokabular und vor allem die rahmende Architektur der Heiligenzyklen etwas rückständig wirken. Darüber hinaus lassen sich Verbindungen mit Werken der Tafelmalerei in Hannover feststellen, den Resten eines Altarretabels aus der Aegidienkirche, um 1430 (Hannover, Niedersächsisches Landesmuseum, Inv. Nr. KM 1914,75 und PAM 707), und den Flügeln eines vermutlich in derselben Werkstatt gemalten Retabels aus der Minoritenkirche St. Marien, ebenfalls um 1430 (Hannover, Niedersächsisches Landesmuseum, Inv. Nr. WM XXIII,23)1, was für die Ausführung des gesamten Scheibenbestands in einer ortsansässigen Werkstatt spricht. Die Überlieferung eines Glasers Gherd Glazewerte, der 1410 das Bürgerrecht in der Altstadt Hannover erwarb, unterstreicht diese Vermutung einer lokalen Fertigung.
Hannover(?), um 1420/30.
Zugehörige Fenster
- Vgl. Niedersächsisches Landesmuseum Hannover, Landesgalerie. Die deutschen und niederländischen Gemälde bis 1550, bearbeitet von Michael Wolfson, Hannover 1992, S. 157f., Nr. 53 (Datierung um 1420), und S. 149–151, Nr. 50 (Datierung um 1410/20).»