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Chor, Fenster I (Stifter, Wappen und Heilige), Gesamtansicht
Gesamtansicht
Erhaltungsschema

Beschreibung
Im Achsenfenster sind heute Scheiben aus zwei verschiedenen Fenstern zusammengestellt. Hier dürfte die Stiftung des zur Bauzeit des Chors regierenden Markgrafen Kasimir von Brandenburg-Kulmbach (1481–1527) und seiner Ehefrau Susanna von Bayern, von der neun Einzelfelder erhalten sind, ihren angestammten Platz besessen haben.
Die symmetrische Anordnung der Scheiben in dem fünfbahnigen Fenster war offenbar bereits 1735 gestört, wie die Abzeichnung der Scheiben in der Handschrift Cgm 2117 der Münchner Staatsbibliothek belegt. Das neunteilige Wappen Brandenburgs, das ursprünglich den linken Rand der Stifterzeile markiert hatte (2a), war bereits zu einem früheren Zeitpunkt in das Fenster des Markgrafen Friedrich (s II) übertragen und dort etwas unmotiviert oberhalb des Hl. Kilian in 4a angebracht worden, wo es bis zur Neuordnung nur als stark fragmentierter Wappenschild überdauerte. Dass im Zentrum der Stifterzone, flankiert von den knienden Stifterbildern Markgraf Kasimirs und seiner Frau Susanna von Bayern, schon immer das Wappen Karls V. (als römischer König und Kaiser) seinen Platz hatte, wird dem Augenschein nach belegt durch eine 1735 noch in situ befindliche, oben durchlaufende Girlande, die das Wappenfeld mit dem Stifterbild Kasimirs verband.
Als Erklärung für die Hereinnahme des kaiserlichen und königlichen Doppelwappens ins Zentrum der markgräflichen Fensterstiftung ist auf die anhaltend enge Verbundenheit zum Haus Habsburg zu verweisen. Noch zur Zeit Maximilians I. hatte Kasimir von 1515 bis 1518 auf den Kongressen von Wien und Pressburg sowie am polnischen Hof den Abschluss und die Festigung der Bündnisse mit Polen und Ungarn betrieben, die den Habsburgern den Erwerb der Kronen von Ungarn und Böhmen in nahe Aussicht stellte. Bei der Kaiserwahl 1519 hatte Kasimir als Wahlhelfer wiederum Karl V. hervorragende Dienste geleistet. Überdies hatte die Hochzeit Kasimirs mit der bayerischen Herzogstochter Susanna, einer Nichte Kaiser Maximilians I., 1518 auf dem Reichstag zu Augsburg nicht unwesentlich zur Festigung seiner eigenen Stellung als Reichsfürst beigetragen.
In der Heiligenzone der dritten Fensterzeile, oberhalb von Stiftern und Wappen, saß mittig das Andachtsbild des Gnadenstuhls, rechts flankiert von der Hl. Anna Selbdritt und dem Hl. Gumbertus, links von der Muttergottes im Strahlenkranz. Welche weitere Standfigur einst die äußerste linke Position besetzt haben könnte, ist nicht mehr festzustellen, da von dem Feld 3a schon 1735 offenbar keine Reste mehr erhalten waren.
Einzelscheiben: