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Chor, Fenster n II (Heilige und Wappen), Gesamtansicht
Gesamtansicht
Erhaltungsschema
Beschreibung
Die Fensterstiftung des 1527 an die Regierung gelangten Markgrafen Georg von Brandenburg-Ansbach (1483–1543), genannt „der Fromme“, scheint von Anfang an für das Chorfenster nord II bestimmt gewesen zu sein. Dort jedenfalls lassen sich die Reste seit 1735 (bis zu ihrer Neuordnung 1906) nachweisen.
Folgt man zunächst dieser Abzeichnung der Scheiben in der Handschrift Cgm 2117 der Münchner Staatsbibliothek, dann war das Stifterbild des Markgrafen Georg (jetzt in Fenster I, 2b) in Bahn b dem Bild seines Namenspatrons in Bahn c unmittelbar gegenübergestellt. Dass die Gestalt des Hl. Christophorus ganz außen immer schon in einer rechten Fensterlanzette saß, ist durch die Randsäule gesichert; fraglich ist, ob dies unbedingt in der Stifterzeile gewesen sein muss. In der Zeile darüber stand 1735 der thematisch in sich geschlossene Block mit der Muttergottes im Strahlenkranz und dem Hl. Wenzeslaus in der Mitte (Bahn b und Bahn c), flankiert von den gekrönten Wappen Ungarns (Bahn a, verloren) und Böhmens (Bahn d, 1906 in das Fenster s III versetzt).
Die Zugehörigkeit ebendieser beiden Wappen zur Stiftung Georgs erklärt sich dadurch, dass dessen politische Interessen bis zum Regierungsantritt in den fränkischen Stammlanden nach dem Tod seines Bruders Kasimir im Jahr 1527 nahezu ausschließlich auf Ungarn und Schlesien (Letzteres bei der böhmischen Krone) ausgerichtet waren. Georg hatte seit 1505 für lange Jahre am Hof seines Onkels König Wladislaws II. von Ungarn-Böhmen als vertrauter Berater geweilt, wo ihm als Dank und Anerkennung für treue Dienste 1516 auch die Aufsicht über die Erziehung des Thronerben Ludwig überantwortet worden war. Wladislaw vermittelte die Heirat Georgs mit Beatrix von Frangipan, der Witwe des 1504 verstorbenen Herzogs Johann Corvinus, des außerehelichen Sohnes von König Matthias von Ungarn, wodurch Georg zu einem der mächtigsten Großgrundbesitzer des Königreichs avancierte. Veranlasst durch den sich formierenden Widerstand des ungarischen Adels gegenüber dem landfremden Hohenzollern, trennte Georg sich nach und nach wieder vom größten Teil seiner ungarischen Besitztümer und verlagerte sein Interesse nach Schlesien. Bereits 1507 hatte ihm König Wladislaw eine Anwartschaft auf die Herzogtümer Glogau und Oppeln in Oberschlesien eingeräumt. 1512 sicherte sich Georg durch Erbverträge mit dem kinderlosen Herzog Johann von Oppeln und Herzog Valentin von Ratibor den Rechtsanspruch auf Oppeln und Ratibor, 1523 erwarb er das Herzogtum Jägerndorf, und 1525 schließlich gewann er durch seine zweite Ehe mit Hedwig von Münsterberg den Obersten Hauptmann des Königreichs Böhmen und Stellvertreter des Königs, Herzog Karl von Münsterberg, zum Schwiegervater. Unter diesen Voraussetzungen ist die Präsentation der Wappen Ungarns und Böhmens – ebenso wie jene des Reichswappens im Fenster Kasimirs – nur als politische Demonstration Markgraf Georgs vor Beginn seiner Alleinregierung in den fränkischen Landen zu verstehen.
Der architektonische Aufbau des Bildfensters dürfte mit Blick auf die zeilenweise durchlaufenden Gesimse und die randständigen Säulen weitgehend dem in Kasimirs Fenster entsprochen haben, das heißt auch durch eine Sockelzone mit Inschrift und eine abschließende Giebelbekrönung als „schwebende“ Komposition ausgebildet gewesen sein. Wie viele Zeilen das Fenster Georgs damit einst besetzte, ist nicht zu sagen, doch die gesamte Fensterfläche kann es kaum gewesen sein – vorausgesetzt, die nachträglich, rund ein Jahrzehnt später ergänzte Rundscheibenserie mit den Wappen des Markgrafen und seiner drei Gemahlinnen war von Anfang an für die Sockelzone desselben Fensterplatzes bestimmt.
Einzelscheiben:
2a: Wappen Markgraf Georgs von Brandenburg-Ansbach
2b: Wappen Beatrix' von Frangipan