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Nürnberg, Imhoffsche Grabkapelle St. Rochus

Einführung zum Standort

Nürnberg, Imhoffsche Grabkapelle S. Rochus, Aussenaufnahme
Nürnberg, Imhoffsche Grabkapelle St. Rochus, Ansicht von Nordosten (CVMA Deutschland/Freiburg i. Br., Foto: Jean Jeras / CC BY-NC 4.0)

In den Pestjahren 1517/18 hatte der Rat der Stadt Nürnberg den Plan gefasst, den bei St. Lorenz bestehenden Friedhof innerhalb der Stadt nicht weiter für Begräbnisse zu nutzen und an dessen Stelle einen neuen Gottesacker vor dem Spittlertor in der Vorstadt Gostenhof anzulegen. Die dort zu errichtende Kapelle sollte dem Pestheiligen St. Rochus geweiht werden. Auseinandersetzungen um finanzielle Abgaben an das neue Gotteshaus mit dem damaligen Propst von St. Lorenz, Jörg Beham, verzögerten zunächst den Baubeginn. Schließlich aber konnte die von Konrad IV. Imhoff (1463–1519) gestiftete Kapelle von dessen Brüdern Hans, Peter, Hieronymus, Ludwig, Franz und Simon in den Jahren 1520/21 nach Plänen des Stadtwerkmeisters Hans Behaim der Ältere als lichter Saalbau mit elf partiell farbig verglasten Fenstern aus der Werkstatt des Nürnberger Stadtglasers Veit Hirsvogel der Ältere errichtet werden.  

Die elf Fenster, die ihre originale Farbverglasung weitgehend bewahrt haben, sind drei- und zweibahnig. Die dreibahnigen Fenster in den Hauptachsen des Baues sind – mit einer Ausnahme – heilsgeschichtlichen Themen vorbehalten: im Chorachsenfenster der Marienkrönung (I, 5/6a–c), im Westfenster der Kreuzigung Christi (w I, 2/3a–c) und im nördlichen Querhausfenster der Anbetung der Könige (n III, 3/4a–c; das Feld 3c fehlt). Alle zweibahnigen Fenster sind hingegen den Namenspatronen der Nürnberger und der Augsburger Linie der Stifterfamilie und den Titelheiligen der Hauptkirchen Nürnbergs und Augsburgs(?) gewidmet. Im zentralen Fenster der Südseite (s IV, 3/4a–c; die Felder 3a und 3c fehlen) ist das System offenbar zugunsten weiterer Einzelheiliger durchbrochen worden. Die einzig erhaltene Mittelfigur ist ein heiliger Papst mit Kreuzstab und Buch, der ohne Weiteres nicht mehr identifiziert werden kann. Eine ältere Überlieferung ergänzt an dieser Stelle noch die verlorenen Felder mit den heiligen Bischöfen Ulrich und Severus. Dass ein derart additives, wesentlich aus Standfiguren von Heiligen zusammengesetztes Gesamtprogramm dem Titelheiligen der Rochuskapelle keinen eigenen Platz in der Farbverglasung der elf Fensteröffnungen eingeräumt haben sollte, ist allerdings erstaunlich.

Alle elf Fenster zeigten einst die gleiche Wappenallianz Imhoff-Haller/Nützel in den unteren Ecken der jeweiligen Bildkomposition (in Fenster n III und s IV ist sie verloren). Sie bezieht sich auf den Stifter der Kapelle, Konrad IV. Imhoff († 1519), und dessen beide Frauen, Magdalena Haller († 1494) und Ursula Nützel († 1520).

In den Rechnungsbüchern zum Bau von St. Rochus im Freiherrlich von Imhoffschen Familienarchiv sind die Kosten für die elf Kapellenfenster in allen wünschenswerten Einzelheiten festgehalten. Diese außergewöhnlich detaillierten Belege vom 27. Februar und vom 20. April 1521 belegen, dass die Werkstatt Veit Hirsvogels des Älteren neben dem künstlerischen Anteil auch für die einfache Blankverglasung mit Butzenscheiben zuständig gewesen war, wofür sie eine Gesamtsumme von rund 130 Gulden erhielt.

 

Literatur:

Hartmut Scholz, Die mittelalterlichen Glasmalereien in Mittelfranken und Nürnberg extra muros (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland X,1), 2 Bde., Berlin 2002, I, S. 363–383, II, Abb. 275–289

Zugehörige Fenster

Zugehörige Fenster

Zugehörige Fenster

Grundriss

                                                           

Lage des Standorts