Saalfeld, Stadtpfarrkirche St. Johannes
Einführung zum Standort
Der Bau der dreischiffigen, vierjochigen Staffelhalle mit dreijochigem, polygonal geschlossenem Chor wurde um 1380 auf den Fundamenten eines Vorgängerbaus aus dem frühen 13. Jahrhundert begonnen und 1514 mit der Einwölbung des Chors abgeschlossen. Saalfeld unterstand seit 1389 den wettinischen Markgrafen von Meißen, Bauformen der Kirche sind am Meißner Dom orientiert.Unter der Herrschaft Herzog Georgs II. von Sachsen-Meiningen wurde 1891 bis 1894 eine umfassende Renovierung des Kirchenbaus vorgenommen.
Die heute in zwei nördlichen und drei südlichen Langhausfenstern angebrachten Scheiben aus dem frühen 16. Jahrhundert entstammen der ehemaligen Verglasung des Chors, die von der Nürnberger Hirsvogel-Werkstatt ausgeführt wurde. Zu den Entstehungsumständen dieser Glasmalereien sind keine schriftlichen Aufzeichnungen überliefert. Ursprünglich enthielten zumindest die drei mittleren Chorfenster eine partielle Farbverglasung. Ob noch mehr Fenster mit Glasmalereien geschmückt waren, ist nicht bekannt. Erhalten haben sich sieben Motive, verteilt auf 25 Einzelfelder, davon 22 mit originalem Bestand.
Erst aus dem 19. Jahrhundert sind Nachrichten über Restaurierungen erhalten, die stark in den Bestand eingegriffen haben: Adelheid, die Witwe König Wilhelms IV. von England, die sich als geborene Prinzessin von Sachsen-Meiningen ihrem Heimatland zeitlebens eng verbunden fühlte, stiftete 1844 eine Summe für die Restaurierung der Glasmalereien in der Kirche. Der Auftrag zur Leitung dieser Arbeiten wurde an den Nürnberger Architekten Carl Alexander Heideloff vergeben. Er ließ 1844 die Scheiben ausbauen und nach Nürnberg transportieren, um Entwürfe für Ergänzungen anzufertigen. Die Ausführung der glasmalerischen Arbeiten wurde Johann Nicol Horn, einem Schüler Heideloffs, überlassen.
Anlässlich der Renovierungsarbeiten der gesamten Kirche wurden 1891–94 die nach Heideloffs Restaurierung wieder im Chor eingesetzten und mit Blankverglasung umgebenen Scheiben in die Langhausfenster versetzt. Zuvor wurden szenische Darstellungen beschnitten, die Hintergründe und Rahmungen neu gefertigt und der Raum um die Szenen mit einer Ornamentverglasung gefüllt. Diese Arbeiten wurden im Münchner Atelier von Heinrich und Christian Burkhardt ausgeführt.
Literatur:Cornelia Aman / Ute Bednarz / Markus Leo Mock / Martina Voigt / Jenny Wischnewsky (unter Mitwirkung von Uwe Gast), Die mittelalterlichen Glasmalereien in Thüringen – ohne Erfurt und Mühlhausen (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland XX,1), Berlin / Boston 2016, S. 213–240, Abb. 91–102.
Langhaus
Eine für 1430 überlieferte Altarweihe belegt, dass zu dieser Zeit das Langhaus – wenn auch nur teilweise – bereits liturgisch genutzt werden konnte. Die Kreuzgewölbe des Langhauses wurden in der Mitte des 15. Jahrhunderts geschlossen. Im westlichen Joch sind Überreste eines wohl schon für den Vorgängerbau geplanten Westturms erkennbar, der nicht ausgeführt wurde. Zwischen die massiven Pfeiler, die auf das Projekt zurückgehen, wurde im Mittelschiff eine Empore eingezogen. Die Gewölbefelder nördlich und südlich davon sind jeweils durch ein Westfenster und ein Nord- beziehungsweise Südfenster belichtet. Die verbleibenden drei Joche bis zum Chor sind breit gelagert, es entsteht der Eindruck einer nahezu quadratischen Halle, die jedoch durch die erhöhten Mittelschiffgewölbe und die Öffnung auf den Chor eine klare Ausrichtung nach Osten erhält. Die Fenster n V und s V sind verkürzt, weil sich darunter Portale befinden; unter dem ebenfalls verkürzten Fenster n IV liegt in einer Mauernische ein Heiliges Grab aus der Zeit um 1400. Viele andere mittelalterliche Ausstattungsstücke gingen bei Restaurierungen und Umbauten der Kirche 1576 und 1675 verloren. Alle Fenster sind mit Ornamentverglasungen des 19. Jahrhunderts gefüllt, in die szenische Felder eingesetzt sind: die noch erhaltenen spätmittelalterlichen Scheiben finden sich in den Fenstern n IV und n III, s V, s VI und s VIII.