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Chor, Fenster s II (Hl. Barbara mit Stifterpaar Melchior von Schauenburg und Veronika von Schauenburg), Hl. Barbara im Architekturtabernakel (s II, 5–7b), Astwerkbaldachin (s II, 6a) und Stifterin Veronika von Schauenburg unter Astwerkbaldachin (s II, 5/6c)

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Beschreibung

Gegenstand der Anbetung ist die Hl. Barbara, die wie gewöhnlich durch einen Wohnturm als Attribut gekennzeichnet ist, in den sie ihr Vater vorübergehend in Gewahrsam genommen hatte, weil er sich wegen ihrer Schönheit sorgte. Die auf Geheiß Barbaras eingebrochenen drei Fensterschlitze sind in der Legende als Sinnbild des Geheimnisses der Dreifaltigkeit gedeutet.

Der Stifter Melchior von Schauenburg (* vor 1456, † nach 1516), dessen originales Bildnis verloren ist, entstammte der sogenannten Höfinger Linie, deren Verwandtschaft mit den übrigen Zweigen derer von Schauenburg trotz des gleichen Wappens umstritten ist. 1474 gehörte er zu den Mitbegründern der Ortenauer Ritterschaft und war damals bereits mit Veronika von Schauenburg, der Tochter Friedrichs mit Katharina von Sulzbach, verheiratet. 1486 und 1493 wird er als württembergischer Rat, 1497 und 1501 als bischöflich-straßburgischer Vogt zu Ortenberg und 1508 als Amtmann in Oberkirch erwähnt. 1482 schlichtete er den Streit zwischen Graf Heinrich von Fürstenberg und Kloster Alpirsbach. Dass Melchior auch ursprünglich an dieser Stelle dargestellt war, ergibt sich aus der original erhaltenen Stifterscheibe seiner Frau, die durch die Inschrift und den Wappenschild derer von Schauenburg gekennzeichnet ist (das Wappen wie bei Fenster n II beschrieben in vereinfachter Tinktur, doch ohne Helmzier). Die 1879 geschaffene Stifterscheibe des Mannes zeigt das Wappen Schauenburg in den korrekten Farben.

Auf den Sockelstreifen sind die Dargestellten namentlich benannt: ‹Melchior von Schowenbuorg› (1879 ergänzt) un(d) v(er)onica si(n) husfrow vo(n) Scho(wen)b(uor)g.

Die Spruchbänder über den beiden Stifterbildern wenden sich mit Fürbitten an die Hl. Barbara: ‹S barbra junfrow rein bit daß wir gehn in him(m)el ein› (1879 ergänzt) und O barbra reine junfrow zart bit für uns hie un(d) dort.

Während die Astwerkbaldachine mit Kornblumenblüten über den Stifterbildern in eine Reihe mit Erfindungen in der Tübinger Stiftskirche und der Straßburger Magdalenenkirche gehören, basiert die hohe Architekturbekrönung der Mittelbahn mit den abschließenden Rosenblüten auf einem Entwurf, der zuvor bereits 1480 in Peter Hemmels Klaner-Fenster des Salzburger Nonnbergklosters und im Kapitelsaal des Konstanzer Münsters (Karlsruhe, Badisches Landesmuseum, Inv. Nr. C 6244) verwendet worden war.

Zugehörige Aufnahmen im Bildarchiv