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Ravensburg, Liebfrauenkirche

Einführung zum Standort

Ravensburg, Liebfrauenkirche, Ansicht von Osten (Foto: Andreas Praefcke / CC BY 4.0)

Die Ravensburger Liebfrauenkirche war zusammen mit ihrer Mutterkirche in Altdorf seit 1279 der nahe gelegenen Benediktinerabtei Weingarten inkorporiert. Obwohl die Stadt im Spätmittelalter versucht hatte, die klösterlichen Rechte und Ansprüche einzuschränken, blieb der Abt von Weingarten stets Kirchenrektor und Pfründeninhaber der größten Pfarrei der Reichsstadt, und in dieser Funktion gebührte ihm zuallererst auch das Recht, als Fensterstifter in der Kirche aufzutreten. Im Kreis der Klosterbrüder ist vermutlich auch jener Gelehrte zu suchen, der das differenzierte Bildprogramm konzipiert hatte.

Ursprünglich war die Liebfrauenkirche eine schlichte dreischiffige, flach gedeckte Basilika mit einem 5/8-Chorschluss in der Breite des Mittelschiffs, der von insgesamt sieben drei- bzw. zweibahnigen Fenstern mit Fischblasenmaßwerk erhellt wurde. Bei der Regotisierung in den Jahren nach 1891 erhielt der Chor nicht nur ein Kreuzrippengewölbe, sondern er verlor auch zwei Fenster auf der Südseite. Diese Veränderung wie auch die bettelordensmäßige Kargheit der ursprünglichen Gestalt haben die stilgeschichtliche Beurteilung des undatierten Baues erschwert. Er dürfte nach der Karmeliterkirche (Ordensniederlassung 1344) und vor der Pfarrkirche St. Jodok (Gründungsurkunde 1385) in verhältnismäßig kurzer Zeit aufgeführt worden sein1.

 


Literatur:

Heinrich Detzel, Alte Glasmalereien am Bodensee und seiner Umgebung, in: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 20, 1891, S. 52−69

Gebhard Spahr, Spätmittelalterliche Glasmalerei. Liebfrauenkirchen Ravensburg und Eriskirch, Konstanz 1976

Rüdiger Becksmann, Die mittelalterlichen Glasmalereien in Schwaben von 1350 bis 1530 ohne Ulm (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland I,2), Berlin 1986, S. 160−187

Constanze Itzel, Der sogenannte "Ulmer Hochaltar" der Staatsgalerie Stuttgart. Ein anspruchsvolles Werk der Bodenseemalerei aus der Konzilszeit, in: Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen Baden-Württemberg 37, 2000, S. 19–56

Uwe Gast, Die Inschriften im Kindheit-Christi-Fenster der Liebfrauenkirche in Ravensburg. Ein Nachtrag zu „Die mittelalterlichen Glasmalereien in Schwaben von 1350 bis 1530 ohne Ulm“ von Rüdiger Becksmann (1986), in: corpusvitrearum.de, 17.01.2022

Zugehörige Fenster

Grundriss

                        

Lage des Standorts

  1. Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Baden-Württemberg II. Die Regierungsbezirke Freiburg und Tübingen, bearbeitet von Dagmar Zimdars u. a., München/Berlin 1997, S. 550–552.»
  2. Becksmann 1986, S. 42–57, Abb. 67–79, 462, 487–491.»
  3. Becksmann 1986, S. 193–205, Abb. 301, 303–321.»
  4. S. Itzel 2000.»