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Chor, Fenster I (Ratsfenster), Einzug Christi in Jerusalem (I, 5/6a)
Detailansicht
Erhaltungsschema

Beschreibung
Darstellung nach Matthäus 21,1–11 (Evangelium des sechsten Fastensonntags [Palmsonntag]). Das vorgegebene, für den Einzug freilich besonders ungünstige hochrechteckige Format stellte den Entwerfer des Ratsfensters vor ungleich größere Probleme als etwa bei der feinmalerisch detailfreudigen Fassung im Rundscheibenzyklus (Berlin, Kunstgewerbemuseum, Inv. Nr. AE 567). Im monumentalen Maßstab war er gezwungen, auf jede beiläufige Ausschmückung der Szene zu verzichten: Die dominante Gestalt Christi auf der Eselin vor dem Stadttor Jerusalems überschneidet links die Gruppe der nachfolgenden Apostel, für die allein die Person des Petrus steht. Die Gruppe der Männer, die den Messias mit Hosiannarufen empfängt, ist nun wesentlich reduziert auf den Einen, der das Gewand vor Christus ausbreitet. Es fehlen: das Füllen, das Motiv des Zweigebrechens und folgerichtig auch die auf dem Weg ausgestreuten Palmzweige, die hier zugunsten des üblichen Rasens und Blätterbodens weggelassen wurden. Dem Reitenden selbst, der Anordnung der Gewandfalten, dem Segensgestus wie dem Halten der Zügel gleicht mehr noch als das werkstattinterne Vorbild im Rund die Fassung Martin Schongauers im etwa gleichzeitigen Colmarer Dominikaneraltar (Colmar, Musée Unterlinden, Inv. Nr. 88 R.P. 453)1.
- Stephan Kemperdick, Martin Schongauer. Eine Monographie, Petersberg 2004, Abb. 71.»