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Chor, Fenster s III (Freuden-Marien-Fenster), Gesamtansicht

Gesamtansicht

                             

Erhaltungsschema

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Beschreibung

Das Fenster ist durch Wappenschilde mit Weberschiffchen als Stiftung der Ulmer Weberzunft ausgewiesen. Ausführung um 1410/15 in einer Ulmer Glasmalerwerkstatt.

Die Bezeichnung des Fensters leitet sich her von den fünf monumentalen, architektonisch gerahmten Darstellungen freudenreicher Ereignisse im Leben der Gottesmutter Maria. Das Thema der Fünf Freuden Marias, entwickelt offenbar in Anlehnung an die Fünfzahl der Wunden Christi, war in der Hymnenliteratur des 14. und 15. Jahrhunderts verbreitet, wobei die Auswahl besonders in früherer Zeit noch keineswegs einem strengen Kanon gehorchte. Zunächst galten üblicherweise die Verkündigung an Maria, Christi Geburt, die Anbetung der Könige, Christi Auferstehung und Himmelfahrt als ausgewählte Freuden Marias. Später wurden Tod und Krönung Marias bevorzugt verehrt, dafür Anbetung, Auferstehung oder Himmelfahrt ersetzt, wahlweise wurde auch die Anzahl auf sieben erweitert, wobei noch die Heimsuchung Marias, die Begegnung mit Simeon (Darbringung im Tempel), die Auffindung des Zwölfjährigen Christus im Tempel und die Ausgießung des Hl. Geistes in die engere Wahl genommen werden konnten. Das Programm des Ulmer Fensters ist unter Verzicht auf die Verkündigung an Maria konzipiert und zeigt von unten nach oben, jeweils getrennt durch eine Architekturbekrönung, die Geburt Christi, die Anbetung der Könige, die Darbringung im Tempel, den Marientod und die Marienkrönung.

Das quer verlaufende Wellenbandornament, das die Darbringungsszene von den vorausgehenden beiden Darstellungen trennt und insofern der übergreifenden Bildarchitektur entgegensteht, könnte als Zeichen einer späteren Zusammenstellung oder Planänderung gedeutet werden, wofür zugleich der Wechsel in den Hintergrundmustern auf dieser Höhe sprechen würde. An der stilistischen Identität der Teile besteht aber kein Zweifel.

Die Felder 1a, 7a, 8a, 8d und 12d sind Ergänzungen der Kgl. Bayerischen Hofglasmalerei Zettler, München, von 1910. Nahezu vollständig ergänzt sind im Weiteren die Felder 1d, 2a und 4b. Die Kopfscheiben und die Maßwerkverglasung mit drei Stifterwappen der Weberzunft waren im Zweiten Weltkrieg am Ort belassen worden und fielen im Dezember 1944 einem Bombentreffer zum Opfer. Die Ergänzung erfolgte vor dem Wiedereinbau der Chorfenster 1950 in der Werkstatt Derix, Rottweil.

Scheibengruppen:

11a–d, 12a–c und 13/14a–d: Krönung Marias

8b/c und 9/10a–d: Tod Marias

5/6a–d und 7b–d: Darbringung Christi im Tempel und Architekturbekrönung mit Engeln

3/4a–d: Anbetung der Könige

1b–d und 2a–d: Geburt Christi und Engelempore mit Gottvater