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Chor, Fenster s III (Freuden-Marien-Fenster), Darbringung Christi im Tempel und Architekturbekrönung mit Engeln (s III, 5/6a–d und 7b–d)

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Beschreibung

Vierzig Tage nach seiner Geburt wurde Jesus, der nach jüdischem Brauch wie jede Erstgeburt dem Herrn geweiht war, im Tempel dargestellt und durch ein Opfer vom Tempeldienst ausgelöst. Damit verbunden ist die Begegnung mit dem gerechten und gottesfürchtigen Simeon und die Reinigung Marias, die durch das Opfer eines Taubenpaares – nach Lukas 2,24 ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben – vollzogen wurde. Während nach mosaischem Gesetz nur begüterte Wöchnerinnen ein einjähriges Lamm als Brandopfer und eine junge Taube als Opfer aufzubringen hatten, arme Frauen – in Übereinstimmung mit dem Lukastext und der absolut überwiegenden Zahl der Bildbeispiele – hingegen nur das zweifache Taubenopfer zur Reinigung bedurften (3. Mose [Levitikus] 12,6–8), wurde das Soll im Ulmer Weberfenster übererfüllt und Lamm und Taubenpaar zugleich geopfert. Die Aufnahme des Opferlammes wird freilich ebenso wie schon die Darbringung auf dem Altar als Hinweis auf den kommenden Opfertod Christi verstanden worden sein, zumal auch die Worte Simeons das künftige Leiden des Erlösers andeuten.

Im Zentrum der Komposition stehen Maria mit dem Kind auf dem Arm und der greise Seher Simeon, der die Stelle des Priesters hinter dem Altar eingenommen hat und die unverhüllten Arme nach dem Messias ausstreckt. Eine junge Magd im Gefolge Marias bringt den Taubenkorb. Die Kerzenleuchter auf dem Altar und die Ampeln im Gewölbe stehen für das Fest der Reinigung Mariä (Lichtmess, 2. Februar) und die damit verbundene Lichterprozession. Zu beiden Seiten knien – Stiftern gleich – links Joseph mit dem Opferlamm und eine zweite Frau, rechts drei Männer, zwei profan gekleidet, der dritte durch Mitra und Ornat als Bischof gekennzeichnet.

Zugehörige Aufnahmen im Bildarchiv