← zurück zum Standort Ulm, Münster

Langhaus, Fenster w XIX (Westportalfenster), Gesamtansicht

Gesamtansicht

                                                                     

Erhaltungsschema

Legende einklappen
Legende ausklappen
Legende zum Erhaltungsschema

Beschreibung

Stiftung der Familien Asselfingen (Auslabingen), Arlabus und Besserer.

Von den 16 Rechteckscheiben und 22 Maßwerkteilen des Fensters gehören nur mehr 13 Rechteckfelder dem Originalbestand an; die Felder 1b (Guter Hirte), 1c (Christus am Kreuz) und 2d (Dornenkrönung Christi) sind spätere Ergänzungen der Werkstatt Kellner von 1870 (2d) bzw. der Werkstatt Derix von 1951 nach Entwürfen von Rudol Yelin (1b, 1c). Die bereits im 19. Jahrhundert umfassend ergänzte Maßwerkverglasung war während des Zweiten Weltkriegs in situ verblieben und wurde großenteils zerstört. Der heterogene, ruinöse Zustand, in dem sich die Glasgemälde über dem Westportal heute präsentieren, ist nicht zuletzt das Resultat unterschiedlichster Reparaturen und unsachgemäßer Eingriffe vonseiten der Restauratoren.

Die heute noch im Fenster befindlichen mittelalterlichen Rechteckfelder umfassen in der ersten Zeile vier Wappenscheiben, die als diejenigen der Ulmer Bürger und Bürgerinnen Egelin von Asselfingen (Auslabingen), Anna Arlabus, beider Allianzwappen und Hans Besserer bestimmt wurden, sodann einen thronenden Hl. Antonius mit versammelten Bittstellern und einen nicht sicher zu deutenden heiligen Ritter mit Gefolge. In der zweiten Zeile folgen in einer Reihe von links nach rechts acht Szenen der Passion Christi: Gebet am Ölberg und Gefangennahme Christi, Christus vor Pilatus, Geißelung, Dornenkrönung, Kreuztragung, Kreuzigung, Grablegung und Auferstehung. Die in situ völlig erneuerte, in Bruchstücken der Kriegszerstörung deponierte Maßwerkverglasung zeigte die Autorenbilder der vier Evangelisten und Engel mit den Arma Christi.

Besonders seltene technische Raffinessen wie der kunstvoll geätzte Rotüberfang im damaszierten Tappert des Pilatus oder die wiederholt mit Silbergelb auf hellblauem Glas erzeugten Wiesenblumen sind in dieser frühen Phase sicher als „Markenzeichen“ jener Werkstatt zu verstehen, die auch für die Verglasung der Besserer-Kapelle verantwortlich war. Seit Paul Frankls grundlegendem Beitrag über den Meister des Berner Passionsfensters zählen die Scheiben über dem Westportal des Ulmer Münsters – wie auch die Scheiben der Besserer-Kapelle – zu den Hauptwerken eines Werkstattkreises, der mit dem urkundlich überlieferten Namen Hans von Ulm verbunden wird1. Die enge Verwandtschaft mit Bern führte zumeist zu einer in etwa gleichzeitigen Datierung mit dem 1441 gelieferten Passionsfenster.

Einzelscheiben:

1a: Wappen Asselfingen (Auslabingen)

1d: Wappen Arlabus

1e: Allianzwappen Asselfingen (Auslabingen)/Arlabus

1f: Hl. Antonius Abbas

1g: Hl. Ritter mit Gefolge

1h: Wappen Besserer

2a: Gebet am Ölberg und Gefangennahme Christi

2b: Christus vor Pilatus

2c: Geißelung Christi

2e: Kreuztragung Christi

2f: Kreuzigung Christi

2g: Grablegung Christi

2h: Auferstehung Christi

  1. Paul Frankl, Das Passionsfenster im Berner Münster und der Glasmaler Hans Acker von Ulm, in: Anzeiger für schweizerische Altertumskunde N. F. 40, 1938, S. 217–242, 256–263.»