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Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. I, 3

Die mittelalterlichen Glasmalereien in Ulm

von Hartmut SCHOLZ

Berlin 1994 (Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft)
558 S. mit 105 Fig., 524 Abb., davon 9 farbig, 32 Farbtafeln und 2 Falttafeln
Format 24,5 x 31,5 cm. Leinen
€ 199.- (ISBN 3-87157-168-7)

Der siebente Band des CVMA Deutschland erfaßt einen Bestand von rund 500 erhaltenen Scheiben, die fast ausnahmslos für das Ulmer Münster, die stolze Pfarrkirche der Stadt, geschaffen wurden und sich heute zumeist noch an ihrem ursprünglichen Standort befinden. Den Kernbestand des Bandes bilden die sechs monumentalen Farbfenster der ersten und zweiten Chorverglasung: künstlerisch hochbedeutende Arbeiten, die in ihren besten Teilen mit Meistern aus Nürnberg (Annen-Marien-Fenster und Johannesfenster um 1400/10) bzw. Straßburg (Rats- und Kramerfenster von 1480/81) zu verbinden sind. Neben diesen Kunstimporten aus früher und späterer Zeit beweist die Farbverglasung der zierlichen Besserer-Kapelle am Ulmer Münsterchor von 1430/31 mit ihren nahsichtigen, tafelmalereiartigen Bildkompositionen, daß auch die niedergelassenen Maler- und Glasmaler zu einzigartig hochstehenden Leistungen befähigt waren. Die Schöpfer der berühmten Bessererscheiben, die Ulmer Werkstätten des Hans Acker und Jos Mathis, zeigten sich dabei mit den modernsten Errungenschaften der niederländischen Tafelmalerei ebenso wohlvertraut wie die großen Protagonisten des neuen Realismus à la flamande im süddeutschen Raum: Hans Multscher, Lukas Moser und Konrad Witz.

Erst jüngst wiederentdeckte Reste ehemaliger Langhausfenster des Münsters und ein heute auf die Museen in Berlin und Darmstadt verteilter, zu den frühen Höhepunkten der Kabinettscheibenmalerei zählender Rundscheiben-Zyklus aus dem Ulmer Rathaus aus der "Straßburger Werkstattgemeinschaft" runden unsere Vorstellung von der einstmals am Ort vorhandenen Vielfalt farbigen Fensterschmucks ab, auch wenn die enormen, durch Profanierung oder Abriß der 35 vorreformatorischen Kirchen, Klöster und Kapellen verursachten Verluste an reichsstädtischer Glasmalerei dadurch naturgemäß nicht aufgewogen werden können.

In der eingeführten Ausstattung der Corpusbände werden alle Bestände in einem vollständig bebilderten Scheibenkatalog unter historischen, ikonographischen, technischen und stilistischen Gesichtspunkten erfaßt, in ihrem Erhaltungszustand dokumentiert und durch eine kunstgeschichtliche Einleitung in übergreifende entwicklungsgeschichtliche Zusammenhänge eingeordnet. Bislang unpublizierte schriftliche Quellen des 15. bis 19. Jahrhunderts zur Entstehung und Instandhaltung der Ulmer Glasmalereien sind in außergewöhnlicher Dichte überliefert und werden in einem entsprechend umfangreichen Regestenanhang zugänglich gemacht.

Standortliste
  • Ulm, Münster Unserer Lieben Frau
    • Chor
    • Besserer-Kapelle
    • Neithart-Kapelle
    • Langhaus
    • Münsterdepot
  • Ulm, Museum
  • Ehemals Ulm, Rathaus
Rezensionen

Dirk SCHÜMER, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 120 vom 24. Mai 1995, S. N 5.
Brigitte KURMANN-SCHWARZ, in: Neue Zürcher Zeitung Nr. 193 vom 22. August 1995, S. 32.
Johann Eckart VON BORRIES, in: Kunstchronik 49, 1996, S. 256-262.
Johannes ZAHLTEN, in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 55, 1996, S. 463-467.
Peter FINDEISEN, in: Denkmalpflege in Baden-Württemberg 26, 1997, S. 36.